Umgangsformen/ Führungsstile
Pädagogische Maßnahmen
Die Einsatz- und Wirkungsmöglichkeiten einer pädagogischen Maßnahme sind immer von den beteiligten Personen und der jeweiligen Situation abhängig; sie können daher nicht verallgemeinert werden. Grundsätzlich können unterstützende und gegenwirkende Erziehungsmaßnahmen unterschieden werden.
Unterstützende Erziehungsmittel
Lob und Belohnung sind bewusst eingesetzte Maßnahmen der Unterstützung. Sie sollen bewirken, dass das erwünschte Verhalten häufiger gezeigt und damit gelernt wird. Die sichernde und bestätigende Wirkung von Lob und Belohnung hat wohldosiert in der Regel einen positiven Einfluss auf die angesprochenen Personen. Sie dürfen allerdings nicht zu oft oder gar willkürlich eingesetzt werden, weil sie dann an Glaubwürdigkeit verlieren. Zudem erwarten gerade Kinder keine Belohnung für etwas, das sie aus eigenem Antrieb getan haben. Das z.T. immer noch beliebte "Bonbon nach der schönen Turnstunde" ist auf jeden Fall abzulehnen.
Pädagogisch wertvoller ist die Unterstützung durch Erfolg. Wenn die pädagogische Situation so angelegt ist, dass die Teilnehmer den Erfolg ihres Handelns unmittelbar selbst erfahren und feststellen können, sind Bestätigungen von außen - durch die Erzieher - überflüssig. Die Teilnehmer können eine sachbezogene Motivation aufbauen und sind nicht vom Wohlwollen des Erziehers abhängig. Insbesondere in schwierigen Situationen kann allerdings eine Ermutigung sehr hilfreich sein. Das vorhandene Problem wird den Kindern oder Jugendlichen dabei nicht abgenommen, aber sie bekommen Unterstützung in Form von positivem Zuspruch. Auch die konkrete Hilfe kann erforderlich sein; allerdings sollte sie - zumindest älteren Kindern und Jugendlichen - nicht aufgedrängt, sondern nur angeboten werden.
Gegenwirkende Erziehungsmittel
Zu den gegenwirkenden Erziehungsmaßnahmen gehören Erinnerung, Ermahnung und Tadel. Sie sollen dem Zu-Erziehenden verdeutlichen, dass sein Verhalten in dieser Form nicht erwünscht ist und ihn anhalten, es in erwünschter Weise zu ändern. Während eine Erinnerung noch relativ neutral etwas ins Gedächtnis ruft, sind Ermahnung und Tadel nicht mehr wertfrei und beinhalten in der Regel bereits einen Vorwurf. Sie sollten daher bewusst eingesetzt werden, wenn sie tatsächlich angebracht sind. Die Drohung mit negativen Folgen für ein bestimmtes unerwünschtes Verhalten ist insofern problematisch, als dass sie das Verhalten nur unterdrücken, nicht aber wirklich ändern können. Gleiches gilt für Strafen, die bei häufiger Anwendung zu Frustration, Aggressivität, Angst und Unsicherheit führen können.
Zwei besonders harte Formen der Strafe sind der so genannte Liebesentzug, also das Aufkündigen der emotionalen Basis einer pädagogischen Beziehung, und die Prügelstrafe. Harte und häufige Strafen sind in jedem Fall abzulehnen, weil sie das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen zerstören und ihre Würde missachten; als pädagogische Maßnahmen sind sie zudem wertlos, weil sie längerfristig betrachtet nur negative Auswirkungen nach sich ziehen.
Der Vertrag
Übungsleiter greifen normalerweise nur ungern auf die dargestellten gegenwirkenden Erziehungsmittel zurück, auch wenn es sich dabei um vermeintlich "harmlosere" Varianten wie Ermahnung oder Drohung handelt. Es steht allerdings außer Frage, dass es Situationen gibt, in denen "gegengesteuert" werden muss. Wenn Aufforderungen und Bitten keinen Erfolg haben, kann u.U. eine Vereinbarung weiterhelfen. In Form eines mündlichen oder auch schriftlichen Vertrags einigen sich Übungsleiter und Gruppenteilnehmer auf bestimmte Verhaltens- bzw. Vorgehensweisen ("Spielregeln"), die von beiden Seiten eingehalten werden müssen. Günstig ist es, wenn die Vereinbarung zeitlich begrenzt und anhand bestimmter Kriterien leicht überprüfbar ist; eventuell kann auch vereinbart werden, welche Konsequenzen bei "Vertragsbrüchen" eintreten. Der Vorteil einer Vereinbarung liegt darin, dass Erzieher und Gruppenteilnehmer sich als gleichberechtigte Partner um eine Problemlösung bemühen. So kann über das eigentliche Problem hinaus etwas über den Umgang mit Konflikten gelernt werden, was letztlich auch der Gruppe zugute kommt.
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